Tipps für mehr Belastbarkeit in der heutigen Arbeitswelt

Belastbarkeit im Job

Belastbarkeit ist die Grundvoraussetzung für nachhaltige Gesundheit im Berufsleben

In diesem Artikel erkunden wir den Begriff der Belastbarkeit. Wir werden selbst dann belastet, wenn wir auf der Couch liegen und gar nichts tun. Neben der Schwerkraft wirken jede Menge unsichtbarer Kräfte wie magnetische, akustische und optische Wellen auf dich ein, ohne dass du dir dessen bewusst bist. Ganz zu schweigen von den psychischen Belastungen durch Gedanken und Gefühle, feuernde Nervenzellen und Hormone ausschüttende Organe.

Um das alles schadlos überstehen zu können, brauchst du eine solide Belastbarkeit. In der Regel sorgt dein genetisches Korsett dafür. Manchmal hapert es da aber auch, was dich unter Umständen besonders empfindlich gegenüber Außenreizen macht. Wenn es ganz hart kommt, gehörst du zu den 20% hypersensiblen Menschen, die es schwer haben, in unserer von Reizen überfluteten Umwelt zurecht zu kommen.

Stress testet deine Belastbarkeit

Stehst du von deiner Couch auf und begibst dich unter Menschen, steigt deine ohnehin schon vorhandene Belastung unvermeidlich. Da gibt es

  • physische Belastungen, unter anderem durch Verkehrslärm und Witterung
  • psychische Belastungen, unter anderem durch Ärger und Aufregung 
  • sensitive Belastungen durch die Flut von Sinnesreizen
  • mentale Belastungen durch die ständig auf dich eindringenden Informationen

Der Pegel steigt. Irgendwann empfindest du das, was heute ein viel diskutiertes Thema vor allem in der Arbeitswelt ist: Stress. Wenn du dem nicht durch angemessene Erholung etwas entgegensetzen kannst, führt dieser Stress früher oder später zur psychischen und physischen Erschöpfung, was dann gern mit dem Modewort Burnout bezeichnet wird. Die Dinge, die Stress auslösen, werden von den Psychologen als Stressoren bezeichnet. Wobei sie noch die Unterscheidung machen zwischen Eustress, der als positiv und Disstress, der als negativ bewertet wird. Eustress würde in diesem Sinne deine Belastbarkeit erhöhen, Disstress würde sie vermindern. 

Stressoren, die Disstress auslösen, sind unter anderem:

  • Tod eines Partners, Verwandten oder Freundes
  • Alle möglichen Ängste, die wie alle Ängste diffuse Auslöser haben
  • Mangel an Schlaf
  • Überforderung
  • Krankheit und Schmerz - auch, wenn es andere betrifft
  • Finanzielle Probleme
  • Fremdbestimmtheit
  • Mobbing und Stalking
  • Bedrohung von außen 

Je geringer deine Belastbarkeit ist, desto größer wird die Anzahl der Einflüsse sein, die bei dir Stress auslösen können.

 Als psychomentale Belastungen am Arbeitsplatz wurden von der Arbeitsmedizin folgende Bereiche diagnostiziert:

  • Überlastung
  • Mangelnde Transparenz oder fehlende Kommunikation
  • Gewalt und Belästigung
  • Unterforderung durch monotone Arbeitsabläufe 
  • zwischenmenschliche Spannungen
  • Unvorbereitetes Multitasking und Task-Switching
  • Unnötige Komplizierung von Arbeitsabläufen durch fehlende Arbeitsorganisation
  • Mikromanagement durch direkte Vorgesetzte
  • Angst vor Arbeitsplatzverlust

Maßnahmen zur Begrenzung von Belastung

Der Gesetzgeber ist längst auf die ständig steigende Belastung gerade am Arbeitsplatz aufmerksam geworden. Allerdings dienen seine Vorschläge und Gesetzesmaßnahmen weniger der Erhöhung der Belastbarkeit als der Verminderung der Belastung. So sieht das Arbeitsschutzgesetz vor, dass psychomentale Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden müssen. Dazu soll

  • die Gestaltung von Arbeit und Arbeitsplatz Psyche und Physis des Menschen in Rechnung stellen 
  • die Arbeit den Ausführenden nicht überfordern oder gar schädigen, sondern sie soll vielmehr seiner Entwicklung förderlich sein
  • die Arbeit ausgewogen gestaltet sein
  • die Arbeit dem Arbeitnehmer ausreichend Eigenkontrolle ermögliche, abwechslungsreich und kooperativ sein sowie Aufstiegsmöglichkeiten bieten

Die EN ISO 10075 versucht normativ auf übermäßige Belastungen in den folgenden Bereichen Einfluss zu nehmen:

  • das Tagesgeschäft
  • die Mittel, die für die Arbeit benötigt werden
  • die Umgebung, in der die Arbeit stattfindet
  • die Art und Weise, in der die Arbeit organisiert ist

Die EN ISO 9241 fokussiert sich einerseits auf Mensch-Maschine-Schnittstellen, andererseits auf

  • Schaffung und Pflege sozialer Kontakte
  • humanes Zeitmanagement
  • Maßnahmen, die das Wohlbefinden der Arbeitnehmer steigern können

 Mit der EN ISO 9241 wird zumindest ansatzweise auch die Stärkung der Belastbarkeit thematisiert.

Belastbarkeit und Stress

Belastbarkeit stärken

Inzwischen sollte dir klar geworden sein, welche unterschiedlichen Formen der Belastung durch Arbeit und soziales Umfeld drohen. Es ist auch nachvollziehbar, dass Arbeitgeber vor allem nach Mitarbeitern Ausschau halten, die belastbar und stressresistent sind. Kein Wunder, dass die eigene Belastbarkeit bei Bewerbungen denn auch regelmäßig herausgestellt wird. Sicher ist auf jeden Fall, dass Belastbarkeit in der heutigen Welt eine nahezu unverzichtbare Eigenschaft ist und du deshalb alle Mittel in Betracht ziehen solltest, die dich belastbarer machen können. Davor wollen wir uns noch einmal anschauen, wie sich Belastbarkeit begrifflich fassen lässt:

  • Belastbar bist du, wenn du die oben auszugsweise aufgeführten Stressoren nicht nur erträgst, sondern ähnlich wie bei der Konfliktfähigkeit, in Treibstoff für dein Handeln umwandeln kannst. Optimal wäre es, wenn du negativen Stress, also Disstress, in Eustress, also Zündstoff, für die Mobilisierung deiner Kräfte nützen könntest.
  • Belastbar bist du, wenn du unter Rückschlägen nicht zusammenbrichst, sondern sie als ein normales Phänomen in einem laufenden Prozess akzeptieren kannst. Das heißt, dass du dich von Rückschlägen nicht überraschen lässt und sie in deinen Planungen von vornherein einkalkulierst.
  • Belastbar bist du, wenn Widerstände dich nicht entmutigen, sondern herausfordern.

Wie an vielem, das dir nicht in die Wiege gelegt wurde, kannst du mit Hilfe deines Coaches arbeiten. Du kannst Belastbarkeit ebenso trainieren wie deine Muskulatur. Wie bei der Muskulatur können auch bei der Belastbarkeit verschiedene Bereiche gezielt trainiert werden. Der wichtigste Bereich ist vielleicht das

  • Durchhaltevermögen. Mir hat immer die Fabel von Aesop gut gefallen, in der von zwei Fröschen die Rede ist, die in einen Milchtopf springen. Während der eine sich in sein Schicksal ergibt und ertrinkt, tritt der andere so lange, bis die Milch zu Butter wird und er sich befreien kann. Stoisch auch längere Strecken von Misserfolgen durchzustehen und darauf zu vertrauen, dass Licht am Ende des Tunnels auf dich wartet, ist etwas, das du täglich trainieren kannst. Wenn du aufmerksam bist, dich nicht treiben lässt, sondern dich selbst beobachtend sofort gegensteuerst, wenn du schwach werden solltest.

Nicht weniger wichtig ist es,

  • Herausforderungen anzunehmen. Möglichst ohne Verzug. Wenn du dich umgehend an die Beseitigung des Hindernisses, das dich vor dir auftürmt, machst, gibst du ihm keine Gelegenheit, negativ auf dich einzuwirken. Du vergeudest keine Kräfte nicht damit, dich über das Hindernis zu ärgern und diverse Pläne zu entwerfen, wie du es vielleicht umgehen kannst. Du packst ohne Umschweife an und setzt deine ganze Kraft ein, um es aus dem Weg zu schaffen.

Im Sport ist häufig die Rede von mentaler Stärke, mit der es auch dem auf dem Papier Schwächeren gelingt, den vermeintlich Stärkeren zu schlagen. Der Fußballtrainer Jürgen Klopp bezeichnet seine Mannschaften gern als Mentalitätsmonster.

  • Mental stark zu sein heißt, dass du dich nicht verunsichern lässt, nicht beeindrucken oder einschüchtern lässt. Vielmehr bist du dir deiner Möglichkeiten und Grenzen bewusst und in der Lage, innerhalb dieses Spielraums alle Reserven auszuschöpfen.

Du wirst heute von Reizen und Informationen in einer Weise überflutet, die es deinem Organismus schwer macht, das alles zu verarbeiten. Wenn du nicht nur reagieren, sondern auch agieren willst, musst du deshalb

  • Prioritäten setzen. Du musst selbstbewusst eine Auswahl treffen und all das beiseiteschieben, was dich in der Verfolgung deiner Ziele behindert und ablenkt. Dieses Auswählen muss dir zur zweiten Natur werden. Nur so gewinnst du Räume für deine eigenen Aktivitäten.

Schlussendlich wächst deine Belastbarkeit in dem Maße, in dem du es lernst, die Dinge, die dir begegnen, gelassen zu betrachten. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Was im ersten Moment katastrophal wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als durchaus zu bewältigen. 

Fazit

Ausreichende Belastbarkeit ist ein Überlebenskonzept. Es sollte in der Arbeit mit deinem Coach deshalb den ihm gebührenden Platz einnehmen. Wenn du neben der Bewältigung all der Herausforderungen, die dir in deinem privaten und beruflichen Leben begegnen, auch noch das Leben genießen willst, brauchst du ein ziemlich hohes Maß an Belastbarkeit. Eine gesunde Lebensführung und ausreichend Entspannung werden dir dabei helfen.

Bogensehnen werden entspannt, wenn sie nicht benutzt werden. Nur so können sie im Bedarfsfall ihre volle Kraft zur Verfügung stellen. So ist es auch bei dir: Körper, Seele und Geist benötigen im selben Umfang Entspannung, in dem sie unter Spannung gesetzt werden. Nur so kannst du dir deine Belastbarkeit dauerhaft erhalten.