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Optimismus oder Pessimismus – Welche Lebenseinstellung ist besser für dich?

Wenn ich in Workshops auf das Thema Optimismus vs. Pessimismus zu sprechen komme, dann teilt sich das Feld schnell in zwei Lager. Die einen sagen: Optimisten? Die machen sich doch Illusionen. Es gibt nur einen Weg, mich vor Enttäuschungen im Leben zu schützen und das ist Pessimismus. Bevor ich mich hinterher ärgere, erwarte ich lieber erst gar nichts. Das Glas ist halbleer.

Das andere Lager sagt: Pessimisten malen doch selbst mit den buntesten Farben nur schwarz. Wir halten es mit Mark Twain und geben jedem Tag die Chance, der schönste unseres Lebens zu sein. Wir sind Lebenskünstler. Das Glas ist halbvoll. In diesem Artikel möchte ich dir eine Alternative schmackhaft machen. Es ist der begründete Optimismus, der für dich sehr gesund ist.

Versuch einer Definition

Gehen wir einmal wissenschaftlich an die Sache ran. Am Anfang jeder wissenschaftlichen Untersuchung musst du die verwendeten Fachbegriffe definieren. Von Brené Brown habe ich gelernt: Wenn du keine Definition hast, dann erfindest du eine. Also definieren wir mal Optimismus und Pessimismus.

Definition

Optimismus ist die generelle Vorfreude, dass wünschenswerte Ergebnisse eintreten.

Pessimismus ist die generelle Befürchtung, dass wünschenswerte Ergebnisse ausbleiben.

Eins wird durch diese Definition schon auf den ersten Blick deutlich. Solange die gewünschten Ergebnisse noch nicht da sind, lebt der Optimist in einer ständigen Vorfreude. Der Pessimist hingegen lebt in einer ständigen Befürchtung. Bis zu diesem Zeitpunkt können wir also sagen: 1:0 für den Optimismus, denn Vorfreude ist schöner als Befürchtung. Der Spielstand ändert sich allerdings, sobald der Zeitpunkt des Ergebnisses gekommen ist.

Nehmen wir zuerst an: Das gewünschte Ergebnis tritt tatsächlich ein. Was machen denn jetzt Optimist und Pessimist? Der Optimist fühlt sich in seiner Erwartungshaltung bestätigt und macht in Zukunft alles wieder genauso. Der Pessimist hingegen sagt: Das war Glück. Beim nächsten Mal geht’s bestimmt wieder schief. Hoppla, auch er wird in Zukunft wieder alles genauso machen.

Betrachten wir als zweites den Fall: das gewünschte Ergebnis tritt nicht ein. Der Pessimist fühlt sich in seiner Ansicht bestätigt und geht in Zukunft wieder genauso vor. Der Optimist sagt: das war Pech, beim nächsten Mal wird es wieder klappen. Überraschenderweise wird auch er also beim nächsten Mal wieder genauso vorgehen. Was ist hier los?

Eins wird hierbei deutlich: es gibt sowohl blinden Optimismus, als auch blinden Pessimismus. Beides ist gleich schädlich. Schließlich geht es im Leben darum, aus Erfahrungen zu lernen und so in Zukunft treffendere Erwartungen anzustellen. Beide Anschauungen werden diesem Lernanspruch jedoch nicht gerecht. Der Grund liegt in der mangelnden Analyse der Ergebnisursachen.

Du hast eine Klausur verhauen, dein Unternehmen ist gescheitert, oder die Beziehung ist den Bach runter? Dann mach dich an die Recherche, woran es lag und verändere, was du verändern kannst. Wenn du dir nach einem Erfolg oder Misserfolg die Untersuchung der Ergebnisursachen zur Aufgabe machst, steigerst du die Trefferquote deiner Erwartungen ungemein.

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Was ist begründeter Optimismus?

Wie versprochen, stelle ich dir in diesem Artikel neben dem blinden Optimismus und dem blinden Pessimismus eine attraktivere dritte Alternative vor. Diese Alternative bezeichne ich als begründeten Optimismus bzw. begründeten Pessimismus. Wie du es nennst ist egal, denn beides ist mehr oder weniger dasselbe. Ich habe mich entschieden, hier nur bei begründetem Optimismus zu bleiben, gemeint ist der begründete Pessimismus gleichermaßen.

Merke dir: Wir sprechen hier über Weltanschauungen. Das entscheidende bei Weltanschauungen ist, dass du dir die Welt auch wirklich anschaust. Mach ich doch! sagst du jetzt vielleicht. Aber ich möchte dich fragen: Wirklich immer? Hier ist, was ich meine: Wenn deine gewünschten Ergebnisse eintreten, ist es leicht, sich die Welt anzuschauen und zu sagen: Wunderbar, mach ich so weiter wie immer.

Brutal wird es erst, wenn deine gewünschten Ergebnisse nicht eintreten. Was ist dann? Dann musst du deine Erwartungen korrigieren. Dann kannst du nicht einfach so weitermachen, wie vorher, sonst läufst du wieder in dieselbe Falle.

Hier sind 5 Punkte, die auf dich lauern, wenn du Fehlerursachen suchst:

  • Du musst dir eingestehen, dass du dich geirrt hast. Vielleicht auch anderen gegenüber. Vielleicht hast du Angst, dass dadurch dein Status sinkt.
  • Du musst mühsam Zeit einplanen, um herauszufinden, was wirklich die Fehlerursachen waren.
  • Du musst abwägen, wie tief du in der Ursachenanalyse gehen willst, denn die kostet Zeit.
  • Du musst priorisieren können, ob das, was du da analysiert, es überhaupt wert ist.
  • Und das alles, während unerfüllte Erwartungen oft Enttäuschungen hinterlassen. Du bist also sowieso nicht in der Stimmung, in der du dich auf große Veränderungen vorbereitet fühlst.

Und trotz dieser 5 Punkte schaust du hinter die Kulissen und akzeptierst nicht, was ach so offensichtlich erscheint. Das ist schwer. Es verlangt eine Menge Ehrlichkeit von und mit dir selbst. Darüber hinaus erlebst du Rückschläge, weil du dich bei der Ursachenidentifikation geirrt hast. Dann brauchst du Durchhaltevermögen, Integrität und Courage.

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Von wem kannst du in dieser Situation lernen? Von Wissenschaftlern. Denn genau das macht jeder Wissenschaftler, nachdem er eine Hypothese aufstellt. Er testet sie. Sollte seine Hypothese nicht stimmen, so verflucht er nicht die Welt und bleibt bei seiner Hypothese, sondern er passt seine Hypothese an.

Das unterscheidet die wissenschaftliche Arbeit von blindem Glauben. Es liegt auf der Hand, dass du mit einer besseren Fehleranalyse deutlich bessere Erwartungen anstellst und damit erfolgreichere Entscheidungen triffst. Und dein Erfolg ist schließlich auch mein Ziel in diesem Blog.

Der österreichische Kabarettist Günther Paal erzählt im folgenden Video im Rahmen der langen Nacht der Astronomie mit Harald Lesch die Schwierigkeiten einer wissenschaftlichen Weltanschauung gegenüber einer Anschauung, die auf blindem Glauben basiert. Bezieh die Erkenntnisse bitte nicht auf Religiosität, sondern hier auf die Schwierigkeiten beim Wechsel von blindem Optimismus oder Pessimismus zu begründetem Optimismus.

Die Vorteile einer begründet optimistischen Geisteshaltung

Mir ist keine andere Geschichte bekannt, die eine begründete Weltanschauung so klar einer blinden Anschauung gegenüberstellt, wie die Geschichte mit dem Hammer von Paul Watzlawick:

Die Geschichte mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüber zu gehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm in Zweifel: was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile.

Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan, der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem mit Menschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht‘s mir wirklich.

Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, sie Rüpel!“

Was siehst du in dieser Geschichte? Du siehst einen Mann, der eben nicht begründet vorgeht. Er stellt eben nicht eine These auf „Der Nachbar ist gegen mich“ und testet sie kritisch. Stattdessen sucht er nur Gründe, die seine These stützen und ignoriert alle Anzeichen für die Gegenthese.

Eine begründete Weltanschauung wirkt sich positiv auf Dein Immunsystem aus

Die Geschichte mit dem Hammer macht deutlich, dass du dir durch begründeten Optimismus eine Menge unnötiger Sorgen schenken kannst. Die wirken sich nämlich nicht nur negativ auf deine Psyche aus, sondern auch auf deine Biologie. Und das vergessen wir oft.

Stress, Angst und Sorgen sind ja nicht nur in deinem Kopf vorhanden. Alles Mentale ignorieren wir Menschen gern. Es sieht ja keiner. Aber Cortisol, Adrenalin und all die anderen Neurotransmitter bzw. Hormone, die dabei ausgeschüttet werden, wirken sich negativ auf deine Zellen aus. Deine Haut wird schlecht, dein Bauch wird dick, die Haare grau und fallen aus. Von Herzerkrankungen ganz zu schweigen.

Unabhängige Studien bestätigen immer wieder: Pessimismus wirkt sich negativ auf deine Immunabwehr aus. Optimismus hingegen hat eine positive Auswirkung auf dein Immunsystem. Ich führe das noch weiter: Es geht nicht um Optimismus vs. Pessimismus. Es geht um eine begründete Weltanschauung vs. eine blinde Weltanschauung. Denn das, was sich negativ aufs Immunsystem auswirkt, ist ein regelmäßiges Scheitern ohne Aussicht auf Besserung. Und diese Sackgasse aus Sorgen entsteht durch die Naivität gegenüber den Misserfolgsursachen.

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Eine begründete Weltanschauung wirkt sich auch positiv auf Deinen sozialen Status aus

Die biologischen Auswirkungen deiner Weltanschauung spiegeln sich in einem weiteren Faktor wieder. In deiner Körperhaltung. Das wird sofort klar, wenn du  an die charakteristische Pose eines Optimisten oder Pessimisten denkst. Der Optimist hat vermutlichen einen aufgerichteten Körper mit hochgestreckten Armen. Er ist selbstbewusst. Die stereotype Pessimisten-Pose ähnelt eher einer in sich gekehrten Embryo-Schutzhaltung.

Worauf wirkt sich diese positive Körperhaltung aber aus? Auf Deinen sozialen Status. Das heißt: Auf die Art und Weise, wie andere Menschen dich wahrnehmen. Denn wer dich nicht kennt, schlussfolgert aus deinem Äußeren auf dein Inneres. Deine soziale Rolle wird eine völlig andere, wenn deine Körpersprache Selbstbewusstsein und Zuversicht ausstrahlt. Auf einmal stehst du für Erfolg im Beruf und im Liebesleben. Du stößt Menschen ab, die damit nicht umgehen können. Sie sehen dich auf einmal als Gefahr. Doch keine Sorge: Du ziehst andere Menschen in dein Leben, spannendere und erfolgreichere Menschen. Denn mit dem begründeten Optimismus kommt meist eine charismatische Ausstrahlung.

Das Piloten-Beispiel

Ein Pilot, der mit 300 Passagieren an Bord eine blinkende Warnlampe ignoriert und sagt: Das wird schon. Zur Not landen wir ohne Fahrwerk. ist ein blinder Optimist.

Ein Pilot, der die Ursachen analysiert hat und weiß, dass die Warnlampe selbst unter bestimmten ungefährlichen Bedingungen manchmal kurz aufflackert und das ignoriert, ist hingegen ein begründeter Optimist. Er sagt sich: Das wird schon. Ich weiß, warum es blinkt und das ist ungefährlich! 

Er macht sich keine unnötigen Sorgen, sondern konzentriert seine Energie auf die Lösung echter Probleme. Wie der Name es schon sagt, liegt der Unterschied zwischen einer blinden Weltanschauung und einer begründeten Weltanschauung in der Begründung für die gute bzw. schlechte Bewertung der Lage.

Der Weg zum begründeten Optimismus

Wie kommst du zu einer begründet optimistischen Lebenseinstellung, wenn sie dir nicht in die Wiege gelegt wurde? Zunächst einmal: Kein Mensch bekommt diese Anschauung in die Wiege gelegt. Also musst du sie lernen, wie jeder andere auch. Begründeter Optimismus ist keine Einstellung, die  angeboren wäre.

Ja, einige Faktoren begünstigen die Entstehung dieser Einstellung, wie die biologische Veranlagung und die Prägung im Elternhaus in der Kindheit. Aber das sind nur Rahmenbedingungen. Das, wovon begründeter Optimismus am Ende ausschließlich abhängt, ist ein anderes Erklärungsmuster für die Ergebnsiursachen. Hier sind die 2 Schritte dazu:

Schritt 1: Übernimm Verantwortung für die Analyse deiner Ergebnisursachen

Du kennst die Motivationsgurus aus den 80ern des 20. Jahrhunderts. Mit Ihren „Tschacka! Du schaffst es!“-Parolen waren sie die Vertreter des positiven Denkens. Einfach nur rücksichtslos vorpreschen und der Rest kommt schon. Wenn du jetzt instinktiv aufhören willst zu lesen, kann ich dich gut verstehen. Aber lies bitte trotzdem weiter. Was ist es eigentlich, was uns so abstößt an diesen Parolen?

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Uns stößt ab, dass sie uns heißmachen und sagen: Tschacka! Das wird schon! ohne sich um das „Wie?“ zu kümmern. Wir spüren, dass wir so nicht zum Erfolg kommen. Wir können nämlich ohne klares „Wie?“ keine besseren Entscheidungen treffen im Alltag. Dafür müssen wir die Ursachen unserer Ergebnisse analysieren. Und das läuft immer so ab: Du verfolgst ein bestimmtes Ziel, z.B. eine Beförderung. Nun tritt der Wunsch tatsächlich ein. Du wirst befördert. Aber war es Glück? Oder ist die Beförderung deiner Anstrengung bzw. deinem Talent zuzuschreiben? Du musst es analysieren.

Welche Erklärung du auch findest, du leitest daraus her, ob das in Zukunft wieder so zu erwarten ist oder ob es ein einmaliges Ereignis war. Beim nächsten Mal wirst du zurückdenken und dich erinnern: Damals hat das geklappt mit der Beförderung, aber es war nur Glück. Dieses Mal muss ich mich mehr anstrengen, sonst schaffe ich das kein zweites Mal. Und siehe da, du wirst prompt wieder befördert.

Wenn du nun noch einen Schritt weiterdenkst, zur nächsten Beförderung, erinnerst dich daran, wie du dich letztes Mal ins Zeug gelegt hast und den Chef mit deinem erstklassigen Selbstmarketing vom Hocker gehauen hast. Das kriegst du dieses Mal auch wieder hin. Du hast Verantwortung für die Ursachenanalyse übernommen.

Schritt 2: Übernimm Verantwortung für die Veränderung der Ursachen

Die Analyse der Ergebnisursachen ist nur der erste Schritt. Er ist leicht, wenn alles gelaufen ist, wie geplant. Wenn das Ergebnis jedoch nicht zufriedenstellend war, dann musst du im zweiten Schritt die Verantwortung übernehmen, beim nächsten Mal etwas anders zu machen. Aber was?

Nun, es gibt offenbar kausale Zusammenhänge, die zu deinen Ergebnissen führen. Ursache-Wirkungs-Beziehungen. In der Analyse identifizierst du diese Ursachen. Der zweite Schritt kann aber etwas einschüchtern. Nun übernimmst du nämlich die Verantwortung für die Verbesserung der Ursachen. Und wir Menschen hassen es, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir unsicher sind, ob wir erfolgreich damit sein werden.

Das heißt: Wenn du das Gefühl hast, die Ursachen deines Erfolgs oder Misserfolgs beeinflussen zu können, bist du motiviert und optimistisch. Dort, wo du dich dem Schicksal ausgeliefert fühlst, bist leicht gestresst und unter Druck. Du kannst die Zukunft offenbar nicht kontrollieren. Das macht dich pessimistisch. In diesem Schritt entscheidet sich dein eigentlicher Erfolg. Denn hier beurteilst du, ob es möglich oder unmöglich ist, die Zukunft, Dein Leben, die Welt zu verbessern.

Das Gelassenheitsgebet

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

- Reinhold Niebuhr

Das Gelassenheitsgebet legt dir also nahe, dich auf die Ergebnisursachen zu konzentrieren, die du beeinflussen kannst und diejenigen hinzunehmen, bei denen das nicht der Fall ist. Der Knackpunkt in diesem Gebet ist jedoch die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Eine einfache Regel zu dieser Unterscheidung lautet: wenn es Menschen gemachte Regeln sind, sind sie veränderbar. Wenn es sich um Naturgesetze handelt, sind sie nicht veränderbar. Du kannst die Schwerkraft nicht überwinden, indem du ein Flugzeug baust, aber du kannst die kritischen Stimmen überwinden, die sagen: Menschen können nicht fliegen. Das eine ist ein Naturgesetz. Das andere sind menschliche Glaubenssätze. Schauen wir uns die Veränderbarkeit der Ursachen jetzt genauer an.

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Wie zwei Dimensionen über Pessimismus und Optimismus entscheiden

Die zwei Schritte zu begründetem Optimismus haben wir geklärt. Erstens musst du deine Ergebnisursachen identifizieren und zweitens die Ursachen verändern, die du beeinflussen kannst. Zuletzt wurde aber schon deutlich: Der Knackpunkt liegt in der Weisheit, zu unterscheiden, was du wirklich verändern kannst.

Handelt es sich also um ein Naturgesetz oder bloß um eine menschliche Regel? Diese Unterscheidung wirkt sich auf zwei Erklärungsmuster aus, die ausreichen, um einen Pessimisten zum Optimisten zu machen und umgekehrt. Diese zwei Erklärungsmuster sind Raum und Zeit.

Das 1. Erklärungsmuster: Raum

Hast du die Befürchtung, eine Niederlage wirke sich nicht nur auf dein Liebesleben aus, sondern auch auf deinen beruflichen Erfolg, deine Gesundheit und deinen allgemeinen Umgang mit Menschen, dann wirst du sehr pessimistisch an die Zukunft herangehen. Du sagst dann Sachen wie: Alles ist Mist. Ich bin einfach vom Pech verfolgt. oder Nichts kann ich richtig machen.

Urteilst du hingegen nicht verallgemeinernd, sondern sehr speziell, dann betrachtest du Niederlagen nur als das, was sie wirklich sind. Sie betreffen nur einen Bereich deines Lebens. Du sagst dann Sachen, wie: Pech in der Liebe, Glück im Spiel. oder Es kann nicht immer alles klappen. und drückst damit aus, dass zwar in einem Bereich gerade nicht alles rund läuft, der Erfolg in anderen Bereichen aber davon ungetrübt ist. Somit wirst du deutlich optimistischer an die Zukunft herangehen und in den funktionierenden Bereichen Kraft sammeln für die anstehenden Herausforderungen.

Das 2. Erklärungsmuster: Zeit

Nimmst du an, ein Problem trete immer wieder auf bis ans Ende deiner Tage, hat das natürlich negative Auswirkungen auf dein Wohlbefinden und deine Motivation. Du sagst dann Sätze, wie Immer passiert mir sowasIch war noch nie gut darin. oder Das wird wohl nie besser.

Erkennst du hingegen, dass eine Misserfolgsursache nicht von Dauer ist, sagst du Sachen, wie: Das ist jetzt nur vorübergehend. Beim nächsten Mal wird das wieder besser. Ich muss mich nur mehr anstrengen. Diesmal hatte ich einfach Pech.

Genau umgedreht verhält es sich bei positiven Ergebnissen. Siehst du hier die Erfolgsursachen als dauerhaft und auf alle Lebensbereiche bezogen, so gehst du sehr optimistisch an die Zukunft heran. Betrachtest du die positiven Ergebnisse als Glück, das nur von kurzer Dauer und auch nur in diesem einen speziellen Fall dir mal hold war, dann bist du schnell wieder betrübt. Schlimmer noch. Vielleicht zieht dich das dann erst recht runter, weil du dich jetzt unter sozialem Druck fühlst. Andere, z.B. dein Chef, haben gesehen, dass du erfolgreich warst und erwarten das wieder. Du hast hingegen keine Ahnung, wie du es schaffen sollst.

Folgende Grafik veranschaulicht die beiden Faktoren Zeit und Raum bei Optimismus und Pessimismus.

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Vom Pessimismus zum Optimismus mit der ABC-Methode

Die ABC-Methode wurde geprägt von renommierten Psychologen Albert Ellis. Ich erwähne sie hier deshalb, weil sie so einfach und wirkungsvoll ist, wie es nur geht. Sie hilft dir sofort, dir deine Erklärungsmuster bewusst zu machen. Beginnen wir mit A, B und C.

  • A steht für ein auslösendes Ergebnis, für das du die Ursachen klärst
  • B steht für den Belief, also das Erklärungsmuster, das oft unbewusst für C sorgt.
  • C steht für die Konsequenz (engl. Consequence), also deine emotionale Reaktion, wie Pessimismus oder Optimismus

Hier ein Beispiel aus dem Berufsleben

Du wartest auf den Anruf eines Kunden. Er meldet sich aber nicht. Dies ist das A, das auslösende Ergebnis.

Nun betritt dein Erklärungsmuster B die Bühne. Es erklärt im Falle eines Optimisten zum Beispiel: Kein Wunder, es ist Freitagnachmittag. Der hat was Besseres zu tun. Verständlich, ich eigentlich auch. Im Falle eines Pessimisten erklärt das Muster hingegen: Klar, dass der sich nicht meldet, ich will ihm ja auch nur was verkaufen. Wahrscheinlich gehe ich ihm total auf den Keks.

Die Konsequenz C liegt nun in beiden Fällen auf der Hand. Bei der ersten, optimistischen Erklärung folgerst du wahrscheinlich: Versuche ich es Montag wieder. Beim zweiten Erklärungsmuster denkst du vermutlich: Ich glaube, dieser Job ist nichts für mich.

Bist du diesem Erklärungsmuster nun auf Gedeih und Verderb unterworfen? Nein. Denn Albert Ellis führt nach dem ABC noch das D und das E in die Methode ein.

  • D steht für den Disput. Du hinterfragst, dein Erklärungsmuster
  • E steht für den veränderten positiven Effekt, der anstelle der Konsequenz D tritt.

Der Pessimist aus unserem Beispiel würde also im Schritt D hinterfragen, ob der Kunde wirklich denkt, dass du ihm nur etwas verkaufen willst. Was spricht dafür? Viel wichtiger aber ist hier: Was spricht alles dagegen? Welche anderen Erklärungen gibt es für das eingetretene Ergebnis? Hat der Kunde z.B. bereits Interesse geäußert und ist gar nicht sauer, vielleicht etwas zu kaufen? Ist es vielleicht auch eine merkwürdige Zeit, Freitagnachmittags anzurufen?

Der Disput wird solange nicht beendet, bis der positive Effekt E eintritt: Stimmt. Es gibt andere Erklärungen. Mein blödes Erklärungsmuster B kann ich mal schön an den Nagel hängen. Ich mach jetzt Wochenende und bin am Montag mit voller Kraft wieder dabei.

Der entscheidende Takeaway aus dieser Methode ist: Deine Emotionen und deine Weltanschauung hängen nicht direkt von deinem aktivierenden Ergebnis A ab. Deine Emotionen hängen nur mittelbar von diesem Ergebnis ab. Dazwischen tritt nämlich dein Erklärungsmuster B.

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Mentale Übung

Stell dir vor: Du betrittst einen Raum mit Kollegen, die intensiv ins Gespräch vertieft sind. Kaum haben sie dich wahrgenommen, unterbrechen Sie Ihre Unterhaltung und blicken dich an. Spiele die Schritte A bis C einmal für einen Optimisten durch. Anschließend gehe A bis C für einen Pessimisten durch und hänge anschließend gleich die Schritte D und E an.

Hast Du die Übung gemacht? Sehr gut. Es kann dabei natürlich sein, dass die Kollegen gerade schlecht über dich gesprochen haben. Es kann bedeuten, dass sie hinter deinem Rücken etwas planen. Es kann aber auch etwas ganz anderes gewesen sein und sie erwarten einfach einen neuen spannenden Impuls von dir und schauen deshalb erwartungsvoll.

Wichtig ist: Es gibt die Möglichkeit, dass deine Befürchtungen wirklich wahr sind. Deine Kollegen sprechen schlecht über dich und auch nach einem Disput ist die Beweislage erdrückend. Was ist dann die Konsequenz? Dann kommen andere Kompetenzen ins Spiel. Wie hoch ist dein Selbstvertrauen? Wie gut kannst du Konflikte ansprechen? Wie kreativ bist du darin, Probleme zu lösen? 

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Woher kommen Erklärungsmuster?

Du musst nicht alles über Optimismus und Pessimismus oder über Erklärungsmuster wissen, um die saftigen Früchte einer begründet optimistischen Geisteshaltung zu genießen. Es genügt in den meisten Fällen vollkommen, wenn du die grundsätzliche Mechanik beachtest, die wir bis hierher behandelt haben. Und ich sage bewusst Mechanik, denn diese Vorgehensweise wirkt, wie ein mechanischer Hebel. Archimedes sagte vor über 2200 Jahren schon:

Archimedes sagt:

Gebt mir einen Hebel, der lang genug ist und einen Angelpunkt, der stark genug ist, dann kann ich die Welt mit einer Hand bewegen.

Vielleicht möchtest du dennoch wissen, wo deine Erklärungsmuster herkommen. Sie fallen schließlich nicht vom Himmel. Meistens übernimmst du sie von Deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen in frühster Kindheit. Deswegen sind sie oft selbstverständlich. Es ist aber so eine Sache mit den selbstverständlichen Überzeugungen. Fritz B. Simon sagte dazu:

Fritz B. Simon sagt:

Selbstverständlich bedeutet nicht selbst verstanden, sondern nicht selbst hinterfragt.

Die meisten Menschen hinterfragen die Erklärungsmuster nie, mit denen sie aufwachsen. Zu abstrakt. Zu alltagsfern. Aber schau mal, wie einfach das ist, zu verstehen: Als Kind hast Du noch keine Ahnung von der Welt. Alles, was du weißt, hast du entweder aus deiner beschränkten eigenen Erfahrung und alles darüber hinaus hast du aus dem, was dir Bezugspersonen erzählen.

Du nimmst dir z.B. ein Vorbild an deinen Eltern. Erst Jahre später im Leben bist du in der Lage zu hinterfragen, ob wirklich alles so richtig ist, wie die lieben Eltern da so behaupten. Die Forschung zu diesem Thema geht zurück auf einen der renommiertesten Psychologen aller Zeiten: Albert Bandura. Er nannte es „Vicarious Learning“ – Stellvertretendes Lernen oder Modelllernen.

Bezugspersonen und Modelle sind dabei Menschen, deren Bezugssystem du als dein eigenes ansiehst, weil du ihnen vertraust. Meist sind das die Eltern, Freunde, Lehrer. Und weil du ihnen vertraust, schlussfolgert dein Gehirn automatisch: Was für die wahr ist, ist für mich auch wahr. Für Kinder ist im Allgemeinen wahr, was die Eltern sagen. Das gilt solange, bis irgendwann ein Bruch passiert und wir feststellen: Die Eltern sind nicht unfehlbar, ich sollte besser mal hinterfragen, was ich da so für wahr halte.Dieser Schritt muss aber oft bewusst herbeigeführt werden und jetzt ist der zweitbeste Zeitpunkt dafür. Der Beste wäre vor 20 Jahren gewesen.

Entscheidend ist: Denke nicht: Jetzt ist es eh zu spät, meinen Pessimismus zu hinterfragen und mit dem Optimismus anzufangen. Damit flüchtest du dich zwar aus der Verantwortung, aber nicht aus den negativen Folgen. Deine Erklärungsmuster bleiben schließlich erhalten. Erinnere dich: Den Unterschied für Optimismus und Pessimismus macht nicht die tatsächliche Ursache, sondern nur deine Erklärung, was die Ursache ist.

Erlernte Hilflosigkeit durch blinden Pessimismus und falsche Erklärungsmuster

Die negativen Folgen des Pessimismus haben wir schon oben kurz angesprochen. Deine Psyche leidet, deine Biologie leidet. An dieser Stelle möchte ich eine weitere Gefahr falscher Erklärungsmuster ansprechen: Die Gefahr der erlernten Hilflosigkeit. Erlernte Hilflosigkeit wurde erstmals beschrieben von Martin Seligmann. Im Wesentlichen besagt es, dass du immer passiver wirst, je hilfloser du dich fühlst, wodurch du irgendwann gar nichts mehr unternimmst, auch wenn deine Situation eigentlich veränderbar wäre. Du versinkst in einer Opferstory.

Stell dir vor, in deiner Familie sind alle übergewichtig. Mit dieser Voraussetzung wäre es nur verständlich, wenn du an die Möglichkeit abzunehmen, skeptisch von vornherein skeptisch herangehst. Du hältst es schließlich für etwas, das zeitlich überdauernd ist, weil es ja ganz selbstverständlich (also nicht hinterfragt) in deiner Person liegt und sich damit auch räumlich allgegenwärtig auf dein Leben auswirkt. Warum solltest du dich jetzt plötzlich gesund ernähren? Es macht doch gar keinen Sinn. Also bleibst du passiv.

Passivität sorgt für sich selbsterfüllende Prophezeiungen:

  • Du erwartest, dass etwas Negatives passiert.
  • Du glaubst, nichts dagegen tun zu können.
  • Du bleibst passiv.
  • Das Negative passiert, weil du es nicht verhindert hast
  • Du fühlst dich in deiner Erwartung bestätigt

Ein besonders beeindruckendes Experiment zur erlernten Hilflosigkeit kannst du in diesem Video betrachten:

Erlernte Hilflosigkeit zerstört das Selbstvertrauen

Dr. Charisse Nixon, Forschungsleiterin der PennState University in den USA, demonstriert darin das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit sehr eindrucksvoll. Das Experiment läuft wie folgt ab: Eine Gruppe von Studenten bekommt ein Blatt mit drei Anagrammen ausgeteilt. Anagramme sind Worte, die durch Umstellung der Buchstaben neue Worte ergeben. Aus Helm wird z.B. Mehl. Aus Lampe wird Ampel.

Die Studenten haben nun die Aufgabe, die Buchstaben in anderer Reihenfolge zu eben solchen neuen Worten zu ordnen. Was sie nicht wissen: Die eine Hälfte der Gruppe hat vor sich Begriffe, wie BAT (englisch für Fledermaus), was umsortiert zu TAB (englisch für Rechnung) wird. Die andere Hälfte der Gruppe hat auf ihren Blättern Worte, wie WHIRL (englisch für wirbeln) stehen, deren Buchstaben unmöglich zu anderen sinnvollen Worten umsortiert werden können. Egal, wie sie es auch drehen und wenden, die Aufgabe ist unlösbar. Nach wenigen Sekunden bittet die Versuchsleiterin um ein Handzeichen, wer schon fertig ist.

Wie zu erwarten, hebt die eine Hälfte der Gruppe unvermittelt den Arm. Die andere Hälfte der Gruppe traut ihren Augen nicht. Dieser Versuch wird nun ein zweites Mal wiederholt. Wieder ist eine Hälfte fertig, während die andere Hälfte an der Aufgabe verzweifelt. Beim dritten Mal sieht das Ergebnis nicht viel anders aus. Das Besondere aber ist: Das dritte Wort ist bei beiden Gruppen identisch. Die Gruppe, die zuvor erfolgreich war, geht an diese Aufgabe allerdings mit Selbstvertrauen heran. Die zweite Gruppe nimmt an, die Aufgabe sei eh unlösbar und probiert es gar nicht mehr wirklich. Das Selbstvertrauen ist gebrochen. Die negativen Folgen scheinen zeitlich zu überdauern und wirken sich vielleicht räumlich sogar auf andere Aktivitäten aus.

Aus dem Talmud

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Erlernte Hilflosigkeit als Gefangensein in der Opferrolle

Im Video beschreibt die Leiterin das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit als Gefangensein in der Opferrolle. Wir neigen schnell dazu, im Alltag eine Opferrolle einzunehmen, wenn etwas zwei oder drei Mal nicht funktioniert. Wir nehmen an: Es ist wohl nicht veränderbar. Wir sind ein Versager. Richtig? Falsch.

Wenn du auf einem Networking-Event jemanden Neues ansprichst, dann entsteht vielleicht bei den ersten fünf Kontakten kein fruchtbares Gespräch. Heißt das, dass du nicht netzwerken kannst? Nein. Heißt das, dass du aufgeben solltest? Nein. Denn beim nächsten Mal kann es anders sein.

Es sind die von Menschen gemachten Gesetze, die wir alle im Kopf haben und die dich für den einen uninteressant machen, für die sich der andere aber brennend interessiert. Welche 3 anderen Beispiele fallen dir hierzu aus deiner eigenen Vergangenheit ein?

Gerne coache ich dich zu diesem spannenden Thema. Frag einfach nach einem unverbindlichen und kostenfreien Kennenlern-Call:

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