Nonverbale Kommunikation – Wie du Mimik und Gestik besser verstehst!

Nonverbale Kommunikation

Nonverbale Kommunikation – Wie du Mimik und Gestik besser verstehst!

Bestimmt hast du schon in der Schule gehört, dass nonverbale Kommunikation einen großen Teil unserer Kommunikation ausmacht. Aber woraus besteht sie eigentlich? Kann man sie genau so beeinflussen wie verbale Kommunikation? Und wie schaffen wir es, die Dinge zu lesen, die uns das Gegenüber eben nicht verbal mitteilt? All das wollen wir dir in diesem Artikel an einem Praxisbeispiel erklären.

Was ist nonverbale Kommunikation?

Schon vor dem ersten Satz, den wir zu jemandem sagen, senden wir nonverbale Signale. Fast alles, was wir tun ist automatisch Kommunikation, ob wir das wollen oder nicht. Der berühmte Satz von Watzlawick „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ stimmt nicht so ganz. Vieles von dem, was wir im Alltag Kommunikation nennen, ist eigentlich nur Verhalten. Unser Verhalten kommuniziert jedoch auch sehr vieles. Manches davon ist bewusst, vieles ist unbewusst und erst recht ungewollt. Es ist aber nicht möglich, dass man überhaupt keine Signale sendet.

Nonverbale Kommunikation besteht zum Beispiel aus unserer Mimik und Gestik, unserem Auftreten, der Haltung und unserem Gang. All diese nonverbalen Signale deuten wir und stecken Leute intuitiv schnell in eine Schublade.

Unser verbales Kommunikationsverhalten ist erlernt und deshalb können wir es gut steuern. Unser nonverbales Kommunikationsverhalten hingegen ist angeboren und schwerer steuerbar. Wir können nach außen freundlich auftreten, weil wir das so gelernt haben. Die Teile unserer Gestik und Mimik, die wir aber nicht steuern können, zeigen, wie es uns wirklich geht.

Mimik und Gestik

Mimik und Gestik sind die zwei größten Anteile der nonverbalen Kommunikation. Deshalb wollen wir sie noch einmal gesondert vorstellen, bevor wir dir im Praxisbeispiel erklären, wie du Mimik und Gestik deuten kannst.

Mimik

Unter Mimik verstehen wir jegliche Bewegungen unserer Gesichtsmuskeln, die durch Emotionen entstehen. Unser Gesicht zeigt alle unsere Emotionen sofort, wenn wir es nicht unterdrücken. Es gibt 7 Grundemotionen.

  • Freude
  • Angst
  • Trauer
  • Wut
  • Überraschung
  • Verachtung
  • Ekel

All diese Gefühle sind mit festen Ausdrücken unseres Gesichts verbunden. Unsere nonverbale Kommunikation baut vor allem auf diese Gefühle. Wenn du nach langer Zeit eine gute Freundin wiedersiehst, strahlst du über das ganze Gesicht, nicht wahr?

Genauso schnell wird aber auch deine Schwiegermutter in deinem Gesicht feststellen können, wenn dir ihr Essen nicht schmeckt, egal wie breit du versuchst zu lächeln! Das liegt daran, dass unsere Emotionen vom autonomen Nervensystem hervorgerufen werden. Ob wir also Emotionen empfinden, ist nicht beeinflussbar, nur ob wir sie zeigen oder nicht.

Unser Gehirn ist gut darin, zu erkennen, ob das verbal Gesagt und das nonverbal Ausgedrückte zusammenpassen. Dabei spricht man von Kongruenz. Ist die Kommunikation inkongruent, merken wir schnell, dass uns jemand nicht ehrlich gegenüber ist.

Zitat

Das Wichtigste an Kommunikation ist, zu hören, was nicht gesagt wird.

- Peter Drucker

Gestik

Kommen wir nun also zur Gestik. Auch hier geht es um Bewegungen, allerdings eher mit Händen, Armen oder dem gesamten Körper. Wichtig ist zu verstehen, dass es zwei Arten von Gestik gibt.

Die Illustratoren sind bewusste Handlungen, die das Gesagte unterstützen und verstärken. Freust du dich, jemanden zu sehen, dann nimmst du eine offene Körperhaltung ein und streckst zum Beispiel die Arme aus, um die Person zu umarmen. Durch die Illustratoren wirkst du sicherer und das Gesagte wird leichter zugänglich.

Die andere Art sind Adaptoren, unbewusste, kleine Gesten, die uns oft unangenehm sind. Natürlich ist das bei jedem Menschen unterschiedlich, aber sicher kennst du Situationen, in denen sich jemand oft den Nacken kratzt, über die Nase fährt, die Nasenspitze berührt oder sich die Schläfen massiert. Die Person fühlt sich unwohl.

Ein Praxisbeispiel für nonverbale Kommunikation

In diesem Praxisbeispiel wollen wir dir zeigen, wie dir Mimik und Gestik helfen, andere Menschen besser einzuschätzen. Stell dir vor, du bist Vorgesetzter oder Vorgesetzte in einem Bewerbungsgespräch. Natürlich wollen alle sofort überzeugen. Schließlich wurde uns allen beigebracht „Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck.“.

Der erste Bewerber heißt Jannis. Er kommt geduckt in den Raum, die Hände in den Hosentaschen und den Blick gesenkt. Dein erster Gedanke: Der ist aber komisch, der hat bestimmt gar kein Bock auf den Job. Außerdem kommt Thomas in den Raum. Er läuft sehr beschwingt, hebt das Kinn sehr hoch und schaut die anderen nur sehr wenig an. Er wirkt arrogant. Zuletzt kommt Nina rein. Sie wirkt freundlich, lächelt und nickt den beiden Männern einmal zu.

Wenn jemand einen guten ersten Eindruck gemacht hat, verzeihen wir ihm oder ihr Schwächen. Du wirst bei Nina vielleicht darüber hinwegsehen, dass sie ihre Bewerbungsmappe nicht mehr ausdrucken konnte. Wenn jemand aber einen schlechten ersten Eindruck gemacht hat, dann werden wir schnell hellhörig. Unsere Wahrnehmung speichert solche Erinnerungen ab und dann kann unser Gehirn bekannte Situationen mit neuen vergleichen.

Bewerbungsgespräch


Du musst also überprüfen, warum dein erster Eindruck war „Hier stimmt etwas nicht.“ oder „Alles super!“ Dieser erste Eindruck kann uns nämlich auch täuschen, wir können Menschen böse etwas unterstellen oder uns naiv blenden lassen. Genau das wollen wir vermeiden!

Wir zeigen dir deshalb nun, wie du die nonverbalen Merkmale richtig deutest und worauf du achten musst. Um zu unterscheiden, was wahr und was falsch ist, musst du in der Lage sein, kurze subtile Gefühlssignale wahrzunehmen. Dann vergleichst du das, was du hörst, mit dem, was du wahrnimmst. Findest du Brüche zwischen dem, was jemand sagt und seiner Gestik und Mimik, dann stimmt da sicherlich irgendwas nicht. Entweder die Person belügt sich selbst oder sie belügt dich.

Verstehe die Mimik

Wie wir eben festgestellt haben, sind unsere Gefühle nicht steuerbar. Nur das Unterdrücken der Gefühle. Jannis und Thomas werden genau das versuchen. Sie verändern ihren Gesichtsausdruck absichtlich. Das klappt aber nicht mit allen Teilen des Gesichts, weil manche Muskeln dafür viel Übung brauchen. Das zeigt sich im so genannten "falschen Lächeln". Im Gegensatz zum echten Lächeln werden bestimmte Muskelgruppen nicht bewegt und die Augen lachen nicht mit.

Thomas lächelt sehr so komisch, dein erster Eindruck von eben, dass bei ihm etwas nicht stimmt, bestätigt sich also. Du fragst ihn nach seinen Zukunftsvorstellungen im Unternehmen. Er spricht zwar sehr dynamisch und wirkt von sich überzeugt, aber sein Blick wandert die ganze Zeit durch den Raum, er schaut oft nach unten und kann deinem Blick nicht Stand halten.

Vieles spricht dafür, dass er nicht wirklich überzeugt ist von dem, was er da gerade erzählt. Er kommt dir vor wie ein Blender und deine Intuition behält Recht bei näherem Nachfragen. Wahrscheinlich ist Thomas nur halb so gut geeignet für die Stelle, wie er vorgibt und spielt sich als besonders wichtig auf, um nicht angreifbar zu sein. Hätte er wirklich einen Plan von dem, was er da sagt, würde er dir geradewegs in die Augen schauen und bei seinen Visionen ein wenig in die Ferne schauen, als könnte er schon sehen, wie seine Zukunft in deinem Unternehmen aussieht.

Nonverbale Kommunikation
Verstehe die Gestik

In einem Gespräch, in dem du dich sicher und wohl fühlst, nimmt deine natürliche Gestik automatisch zu. Deshalb kannst du in einem ersten Gespräch erkennen, ob sich dein Gesprächspartner wohl fühlt.

Eben haben wir die Adaptoren vorgestellt, kleine Gesten, die verraten, dass sich dein Gegenüber unwohl fühlt. Genau das passiert Jannis im Bewerbungsgespräch. Er wippt ständig mit dem Fuß und kratzt sich immer wieder die Nase. Neben den Selbstadaptoren gibt es auch noch die Objektadaptoren.

Jannis zum Beispiel spielt ununterbrochen mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. All das sind Anzeichen dafür, dass er super nervös ist. Dein erster Eindruck, dass etwas komisch zu sein scheint, stimmte. Aber Jannis ist nicht lustlos, es scheint, als sei er einfach nur komplett überfordert. Wenn ein Bewerbungsgespräch ihn schon so aus der Fassung bringt, dann ist er wahrscheinlich auch nicht der Richtige für den Job.

Bei Nina hingehen passen Mimik und Gestik sowie das verbal Gesagte zusammen. Sie wirkt nicht aufgesetzt, ihr Lächeln ist authentisch und sie weiß, was sie will. Das zeigt sie durch Blickkontakt und Handbewegungen, die natürlich wirken. Es scheint, als hättest du deine neue Mitarbeiterin gefunden! Wenn du noch mehr zum Thema Körpersprache lesen möchtest, klicke hier.

Wie du Missverständnissen aus dem Weg gehst

In unserem Praxisbeispiel wirkte Nina wie die perfekte Kandidatin und die beiden Männer schienen unpassend. Dennoch hätten Thomas und Jannis gewisse Dinge anders machen können. Möglicherweise haben sie auch einen anderen Eindruck vermittelt, weil sie sehr nervös waren. Deshalb wollen wir dir abschließend 3 Tipps geben, wie du verhindern kannst, dass dein Körper Signale sendet, die du so weder senden wolltest noch überhaupt selbst empfindest.

1. Haltung bewahren!

Achte darauf, was dein Kopf macht. Drehst du deinen ganzen Kopf und schaust dich ständig überall um, wirkst du schnell abgelenkt oder gelangweilt. Genau so kann deine Kopfhaltung Arroganz ausdrücken, so wie bei Thomas. Die Körperhaltung ist genau so wichtig. Je nachdem, wie du dich zum Beispiel hinsetzt, wirkst du leicht ungeduldig oder auch wieder gelangweilt. Setze dich daher gerade und komplett hin und lass dich nicht hängen.

2. Abstand halten!

Seit Corona ist das natürlich noch wichtiger, aber schon vorher konntest du dadurch unangenehm auffallen. Gehst du zu offen auf Menschen zu, umarmst eine fremde Person oder setzt dich ungefragt direkt neben jemanden, wirkst du meist aufdringlich und unsympathisch. Hältst du zuuuu viel Abstand, wirkt das ebenfalls befremdlich. Achte darauf, je nach Beziehung zum/zur Anderen ein gutes Nähe-Distanz-Gefühl aufzubauen. Das merkst du daran, dass das Gespräch natürlich fließt und nicht ins Stocken kommt oder abdriftet.  

3. Der Chamäleon-Effekt als Geheimtipp!

Nimmst du die Mimik und Gestik deines Gegenübers an, wirkst du direkt sympathischer auf ihn oder sie. Beobachte also genau, ob die andere Person zum Beispiel öfter eine markante Geste mit der Hand macht. Baue diese Geste dann einfach in deine natürlichen Bewegungen ein und schon hat die Person das Gefühl, dass sie dir vertrauter ist.