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Schneller lesen – prominente Schnellleser

Wenn Du etwas Neues lernst, ist es immer hilfreich, ein Bild vom Ziel zu visualisieren. D.h. nicht nur einfach eine abstrakte Fähigkeit zu lernen. Suche dir also Vorbilder, die bereits schnell lesen und finde heraus wie sie vorgehen. Deine Inspiration kann mit folgender Liste beginnen:

  • 1
    Die sechsmalige Weltmeisterin im Schnelllesen ist Anne Jones. Ihr Lesetempo beträgt sagenhafte 4251 Wörter pro Minute. Ihre Technik wurde bekannt durch Tony Buzans Buch Speed Reading. Durch spezielles Training las Sie einen kompletten Harry Potter Band mit 607 Seiten in nur 47 Minuten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass dies nicht ihr normales Lesetempo im Alltag darstellt. Dort liest sie mit einem Tempo von etwa 800-1500 Worten pro Minute.
  • 2
    Franklin D. Roosevelt – verbesserte seine durchschnittliche Lesegeschwindigkeit, indem er die Fixierungsspanne seiner Augen von vier auf acht Wörter erhöhte. Dies bedeutete, er musste nur noch halb so oft einen Stopp im Text mit seinen Augen machen, wodurch sich seine Lesegeschwindigkeit und sein Textverständnis vervielfachten. Dadurch war er auch in der Lage, ganze Absätze mit einem Blick zu erfassen und pro Sitzung regelmäßig komplette Bücher zu verschlingen.
  • 3
    John F. Kennedy – ihm wird nachgesagt, er habe seine Lesegeschwindigkeit von knapp 300 Worten auf das Vierfache gesteigert. 1200 Worte pro Minute – eine beachtliche Leistung.

Diese Beispiele sollen dich motivieren. Aber sie stellen auch eine gewisse Gefahr dar. Möglicherweise bist du jetzt demoralisiert. Vielleicht fragst du dich: bekomme ich nur Anerkennung, wenn ich ebenfalls so schnell lese? Und was ist, wenn ich es nicht schaffe? Waren meine Versuche dann sinnlos? Diese Fragen sind Unsinn, können aber dazu führen, dass du es mit dem Schnelllesen vor allem schnell wieder sein lässt. Deswegen sollten wir deine Motivation klären. Warum willst du eigentlich schneller lesen?

Schneller lesen – eine Frage der Motivation

Wieso willst du schneller lesen? Willst du mehr wissen? Willst du mit dem Wissen andere beeindrucken? Vielleicht eine höhere Position im Unternehmen erhaschen? Einen auf intellektuell machen? Das sind alles Gründe, die uns unsere Klienten in Coachings immer wieder nennen. Es gilt sie hier nicht zu bewerten, sondern sie aufzunehmen.

Mein persönlicher Grund, schneller zu lesen, ist z.B. ganz einfach der: in unserer sich schnell verändernden Welt, ist Lesen das Mittel der Wahl, um am Ball zu bleiben. Bildung hat heute immer weniger die Bedeutung der Ausbildung und zunehmend die Bedeutung der Weiterbildung. Mir macht es Spaß, die Welt von heute und morgen mitzugestalten, und dafür muss ich sie verstehen. Das Verstehen kommt durchs Lesen. Doch das muss nicht unbedingt deine Motivation sein. Wichtig ist: du musst wissen, warum du schneller lesen willst. Und davor musst du wissen, warum du überhaupt lesen willst.

Vielleicht denkst du: „Motivation? Papperlapapp! Ich muss das lesen.“ Doch verwechsele das nicht. Auch dies ist eine Motivation. Denn meistens ist der Satz nach dem Punkt nicht zu Ende. Er lautet: „Ich muss das lesen, weil…“ Und hinter dem weil kommt zum Beispiel: „…um eine gute Note zu schreiben“.

Übung: Vervollständige folgenden Satz: Ich will schneller lesen, um zu…

  • ...Grund 1
  • ...Grund 2
  • ...Grund 3

Hinterfrage Deine Motivation

Diese Übung hat einen ganz entscheidenden Hintergrund. Und zwar möchte ich dein Ziel infrage stellen, schneller lesen zu wollen. Ich möchte, dass du dich fragst: „Ist schneller lesen überhaupt die Lösung für meine Probleme?“ Wenn du zum Beispiel liest, weil du dich auf eine Prüfung vorbereiten musst, kann es sein das schnelleres Lesen nur ein Teil der Lösung darstellt. 

Du könntest auch eine Lerngruppe finden oder gründen. In der Gruppe würde jeder einen Teil des gesamten Textes durcharbeiten, zusammenfassen und mit den anderen teilen. So können alle am Ende Zeit sparen und das kann eine viel bessere Lösung für dich sein. Ich fordere dich hiermit ernsthaft auf, deine Motivation für schnelleres Lesen zu hinterfragen.

Eine andere Strategie mag viel zielführender sein. Selbst, wenn du es noch nicht explizit geäußert hast: deine Intuition mag bereits sagen: Es muss doch einen einfacheren Weg zum Ziel (eine gute Note zu schreiben) geben, als mühsam schneller lesen zu lernen. Peter Druckers berühmtes Universal-Zitat lässt sich auch hierauf mal wieder anwenden:

Nichts ist sinnloser, als etwas mit höchster Effizienz zu tun, was man am besten gar nicht tun sollte.

Peter Drucker

Schneller lesen – lesen lernen musst du zweimal

Ich setze jetzt mal voraus, dass du dir darüber im Klaren bist: Schneller lesen zu lernen, ist ein Ziel, aber gleichzeitig auch ein Mittel zu einem höheren Ziel. OK, also was nun? Wenn es dir geht, wie vielen unserer Klienten, dann hattest du mit Speed Reading schon Kontakt, bevor du uns gefunden hast. Vielleicht hast du schon andere Artikel gelesen, ein Buch, wie Schneller lesen von Wolfgang Schmitz, Speed Reading von Tony Buzan oder Optimales Lesen von Ernst Ott. Vielleicht hat das mit dem schnellen Lesen aber bisher einfach nicht so richtig geklappt, wie du es erwartet hast. Dann lass uns dem jetzt einmal auf den Grund gehen.

Ich habe bereits erwähnt, dass schnelles Lesen vor allem eine Frage der Motivation ist. Wenn du weißt, warum du (schneller) lesen willst, ist das bereits die halbe Miete. Dann nämlich bleibt deine Aufmerksamkeit, wie von selbst am Text kleben. Eine gute Geschichte wird für dich für die Zeit des Lesens zur Realität. Eigentlich bleibt die Zeit sogar stehen.

In einem guten Buch kannst du regelrecht versinken. Bei solchen Büchern kommst du nicht auf die Idee, während des Lesens an zehn andere Dinge zu denken. „Ich muss nachher noch die Kinder abholen.“ „Ich muss doch noch diese eine Hausarbeit schreiben.“ „Sollte ich nicht noch meine Schwiegermutter anrufen?“ „Wie wird eigentlich das Wetter morgen?“ Ein gutes Buch fesselt deine Aufmerksamkeit, indem es deine Motivation lenkt.

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Doch wie läuft das mit deiner Motivation? Wie kann Motivation deine Aufmerksamkeit so lenken? Brechen wir für die Antwort den Begriff Motivation in seine Bestandteile auf. Der deutsche Hirnforscher Gerhard Roth ist einer meiner absoluten geistigen Mentoren. Er sagt: „Motivation ist Belohnungserwartung“. Du kannst dir also merken: Deine Aufmerksamkeit richtet sich nach deiner Belohnungserwartung.

Wenn du in einer guten Geschichte gefangen bist, dann weil du erwartest, dass gleich etwas passiert, was dich dafür belohnt, dass du schon so lange der Handlung folgst. Eine Geschichte, die dir nicht liegt, wird dich hingegen ein ums andere Mal enttäuschen, und damit werden deine Gedanken und deine Aufmerksamkeit schnell andere Bahnen einschlagen.

Wovon hängt deine Belohnungserwartung ab?

Wovon hängt nun deine Belohnungserwartung ab? Deine Belohnungserwartung hängt vor allem von deinem Anspruchsniveau ab. Vergleich dich mal mit einem Tennisspieler. Ein Profi, wie Roger Federer hat ein sehr hohes Anspruchsniveau. Ein Spiel mit einem Beginner motiviert ihn kein Stück. Es sei denn natürlich, es ginge um ein Benefizspiel zugunsten eines guten Zwecks oder so ähnlich.

Deine Aufmerksamkeit ist immer dann perfekt auf eine Sache konzentriert, wenn sie dich weder unter- noch überfordert. Und das gilt auch fürs Lesen. Wenn du bereits Profi bist auf einem bestimmten Gebiet, dann fällt es dir sehr schwer, deine Aufmerksamkeit auf Einsteigerliteratur zu konzentrieren. Dein Anspruchsniveau ist einfach zu hoch. Stell dir das als Messlatte vor, über die die Literatur springen muss, um die Schwelle zu deiner Aufmerksamkeit zu überschreiten.

Bei einem Roman zieht dich der Autor in seine erdachte Welt. Die Belohnungserwartung hängt damit zusammen, dass du die Geschichte spannend findest. Nicht zu spannend, aber auch nicht zu langweilig. Du musst dich in der Geschichte wiederfinden, die Handlung der Charaktere für glaubwürdig befinden, sonst meldet dein Anspruchsniveau laufend: ist doch klar, dass ihr das jetzt passiert. War doch schon vor zehn Seiten absehbar.

Doch das Umgedrehte kann auch der Fall sein. Wenn du am Abend nach einem anstrengenden Tag einfach nur ein bisschen abschalten willst, dann entspricht eine leichte Geschichte viel eher deinem Anspruchsniveau als ein komplizierter Krimi. Die komplexe Story eines vielschichtigen Krimis wäre in diesem Fall eine Überforderung deines Anspruchsniveaus.

Ähnlich sieht es bei einem Sachbuch aus. Um deinem Anspruchsniveau hier gerecht zu werden, muss das Buch zu deinem momentanen Wissensstand passen. Ist das Buch für einen Laien geschrieben, wirst du dich als Experte gelangweilt fühlen. Ist das Buch auf Fachchinesisch geschrieben, fühlst du dich als Laie schnell überfordert. Du hast dann schlichtweg keine Motivation, dir die Mühe zu machen und zu versuchen den Text zu verstehen.

Es ist manchmal nicht leicht, den passenden Schwierigkeitsgrad für deinen Kompetenzstand bei Fachliteratur zu finden. Manchmal hast du auch gar keine Wahl. Studienliteratur bist du schließlich manchmal gezwungen, zu lesen.

(Zu) hohe Ansprüche an einen Text demotivieren

Dann sei dir ein weiterer Faktor ans Herz gelegt, der dein Anspruchsdenken bestimmt. Ich habe ihn bemerkt, als ich selber früher noch langsam gelesen habe. Ich hatte stets die Anspruchshaltung, dass dieses Buch, das ich vor mir hatte, mein Leben für immer verändern muss. Wenn es diesem Anspruch nicht gerecht wurde, war ich unmotiviert und meine Gedanken drifteten ab. Es ist ziemlich leicht ersichtlich, dass eine solche Anspruchshaltung, fast jedem Buch das Genick bricht.

Heute weiß ich: selbst die besten Bücher sprechen manchmal nur auf wenigen Seiten wirklich zu dir. Es ist vielleicht dieser eine Monolog, mit dem der Protagonist am Ende des Buches die Moral zusammenfasst. In einem Sachbuch sind es vielleicht genau diese 2, 3 guten Ideen, die in deinem Gedächtnis haften bleiben und in einer geeigneten Situation künftig dein Handeln verändern.

Sei also nicht zu streng mit dem Buch. Die Folge ist: du liest schneller und deshalb mehr. Dadurch lernst du das, was du in einem Buch nicht findest, stattdessen in einer Vielzahl an Büchern. Einverstanden? Dann kommen wir zu den Opportunitätskosten.

Schneller lesen – Eine Frage der Opportunitätskosten

Opportunitätskosten lernst du als BWL-Student im ersten Semester kennen. Und auch im Psychologiestudium stellen Opportunitätskosten spätestens bei wirtschaftlichen Entscheidungen eine Rolle. Dahinter steht folgende Beobachtung: Motivation ist immer relativ.Die Motivation, eine Sache zu tun, steht immer relativ im Vergleich zu anderen Alternativen, die du hast. Ins Theater? Wir könnten doch auch ins Kino. Sag mir, du kennst das… Wenn nicht, möchte ich dir ein weiteres Beispiel geben aus meinem eigenen Leben:

Ich lese wahnsinnig gerne, doch auf dem Fahrrad geht das einfach nicht. Ich habe jeden Morgen und jeden Abend 20 Minuten Fahrt vor mir. Es ärgert mich, dass ich diese 40 Minuten am Tag nicht lesen kann. Wenn ich zu Hause anfange zu lesen, ist ein Teil meiner Aufmerksamkeit gefrustet. Ich frage mich gereizt, wo ich wohl jetzt schon im Text wäre, wenn ich schon 40 Minuten länger hätte lesen können. Ich bin demotiviert. Ich werde meinem eigenen Anspruch nicht gerecht. Es muss andere Möglichkeiten geben. Die Opportunitätskosten sind zu hoch, um einfach nur so weiterzumachen, wie bisher.

Schneller lesen? Viele Bücher kannst du auch hören

Zum Glück gibt es Hörbücher. 40 Minuten am Tag mal sieben Tage die Woche ergibt 280 Minuten Zeit. Das sind knappe 5 Stunden. Das entspricht zufälligerweise ungefähr der Dauer eines durchschnittlichen Hörbuchs bei Audible. Hörbücher auf dem Smartphone besitzen jedoch noch eine sehr entscheidende und nützliche Zusatzfunktion: Du kannst die Geschwindigkeit nach Belieben beschleunigen. Somit ist es möglich, leicht verdauliche Texte problemlos in doppelter Geschwindigkeit zu hören.

Auf diese Weise ist es mir möglich, zwei Bücher pro Woche zu lesen ohne wirklich zu lesen. Und wenn ich jetzt wirklich lese, also mich hinsetze und mir Zeit nehme für ein Buch, dann nur für die Literatur, die verstärkt meine Aufmerksamkeit erfordert oder einfach nur zum Spaß. Jedenfalls bin ich dadurch deutlich motivierter beim Lesen und allein dadurch deutlich schneller.

Leider gibt es nicht jedes Buch als Hörbuch zum Download aufs Smartphone. Um dem zu begegnen nutze ich wahnsinnig gerne eine geniale Software namens Natural Reader. Damit ist es möglich, auch geschützte Amazon Kindle eBooks auf dem Computer-Display automatisiert abzufotografieren. Das Programm wandelt anschließend wie von Geisterhand die Fotos in durchsuchbaren Text um.

Das eigentlich Faszinierende kommt dann aber erst: der Text kann nun von der Software vorgelesen werden, wie bei einem richtigen Hörbuch. Dafür gibt es bestimmte Stimmpakete. Am besten funktioniert dies für englischsprachige Texte. Nun kannst du dir die Texte nicht nur direkt vorlesen lassen, sondern auch als MP3 speichern. Das fertige Hörbuch kannst du jetzt nach Belieben auf dein Smartphone kopieren und unterwegs hören. Für mich ein absolut unersetzliches Tool. Kommen wir nun zu den Schnelllesetechniken der Profis, wie Anne Jones vom Beginn dieses Artikels.

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Schneller lesen – Die 3 wichtigsten Techniken

Dies ist eine Beispielzeile Text, die von ganz links nach ganz rechts reicht. Sie geht fließend über in die nächste Zeile. Wenn du nun fast jedes Wort fixierst, dann beginnst mit dem „Dies“ und endest mit dem letzten Wort der Zeile. Anschließend springst du in die zweite Zeile und so weiter.

Dabei kann es jedoch gut passieren, dass du aus Versehen in die darunter liegende Zeile zum Wort „Zeile“ springst und dich erst wieder kurz orientieren musst. Dies passiert, weil die Distanz zwischen dem ersten und dem letzten Wort einer Zeile sehr groß ist. Was wäre, wenn es dir nun gelänge, dich nur im inneren Drittel eines Absatzes in einer Schlangenlinie mit dem Blick nach unten zu bewegen und dabei das Blickfeld etwas zu entspannen? Du müsstest deutlich seltener Stopp machen, dich seltener am Zeilenanfang neu orientieren, wärst schneller und hättest mehr Spaß am Lesen. Hier sind die dazugehörigen Beispiele:

Schnelllese-Technik Nr. 1: Reduziere die Augenfixierungen

Zunächst einmal: dein Blick fliegt nicht gleichmäßig über die Zeile, sondern erfasst immer Sinngruppen. Diese kurzen Verweilpunkte auf einzelnen Worten kosten viel Zeit beim Lesen. Erstaunlicherweise denken viele Leser, sie müssten möglichst viele Verweilpunkte setzen, um ihr Textverständnis zu verbessern. Für einzelne Sinngruppen mag das gelten, für die Gesamtheit des Textes behindert das aber eher das Verständnis.

Die Korrelation: "mehr Fixierungen gleich = mehr Verständnis" ist verkehrt. Versuche einmal Texte zu lesen, mit 10% weniger Augenfixierungen. Und wenn du dich damit wohlfühlst, dann wieder mit 10% weniger. Das nennt man die Strategie der kleinen Schritte.

Schnelllese-Technik Nr. 2: Vermeide Regressionen

Mindestens ebenso wichtig, wie die Augenfixierungen: vermeide die sogenannten Regressionen. Regressionen bedeuten, du springst mit den Augen wieder zurück, weil du meinst, etwas nicht verstanden zu haben. Mach dir einfach bewusst, wie viel Zeit das Zurückspringen kostet. 1 Sekunde pro Zurückspringen? Weniger? Mehr? Dann beantworte dir die Frage: ist es das wirklich wert, jetzt zurück zu springen oder werde ich wahrscheinlich den Satzinhalt aus dem Kontext herleiten können, wenn es wirklich wichtig war?

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Schnelllese-Technik Nr. 3a: Starre nicht durch den Text

Deine Augen springen innerhalb des Absatzes von jeder Zeile zur nächsten. Um die neun Zeilen Text im Beispiel zu lesen, musst du z.B. ungefähr 17 Mal hin und her springen mit den Augen.Auch das kostet viel Zeit. Der Fehler hierbei ist schnell ausgemacht. Du starrst wahrscheinlich eher durch das Blatt hindurch. Du willst es wie mit einem Laserstrahl zerschneiden. Doch das hier ist kein Starr-Contest. Entspann den Blick und du stellst fest: dein peripheres Sehvermögen arbeitet für dich. Du erkennst oft genug, um den Sinn des Textes herzuleiten, auch wenn du nicht genau auf das Wort starrst.

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Schnelllese-Technik Nr. 3b: Nutze das periphere Sichtfeld

Schau dir nun das dritte Beispiel an, für den Fall, dass du den Blick etwas entspannst und dich nur im inneren Drittel des Textes bewegst:

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Bei dieser Variante musst du immer noch 17 mal hin und her springen. Du musst aber einen viel kürzeren Weg zurücklegen. Dadurch springst du seltener in die verkehrte Zeile und hast deutlich weniger Blickfixierungen.

Nun kannst du dir selber überlegen, wie du von hier ab fortfährst. Experimentiere mit verschiedenen Lesemustern. Gehe wierder nach der Strategie der kleinen Schritte vor. Überspringe erst eine Zeile, und dann wage dich daran, zwei oder drei Zeilen zu überspringen. Reicht dein Textverständnis immer noch aus? Wächst es möglicherweise sogar?

Vielleicht genügt es dir, wenn du 80 % des Gelesenen verstehst und es kommt Dir gar nicht so sehr darauf an, Details, wie Namen im Text genau zu behalten. Das kannst du selber bestimmen und es hängt natürlich von den Lesezielen ab. Ich möchte dich noch einmal darauf hinweisen: diese Lesetechniken sind die Techniken der Profis.

Schneller lesen – Lesehilfe oder Lesebehinderung?

An dieser Stelle möchte ich dir einen etwas merkwürdigen Tipp geben. Merkwürdig deshalb, weil du ihn vielleicht auf den ersten Blick unlogisch findest. Ich spreche von Sehhilfen, also Brillen und Kontaktlinsen. Beides ist für junge Menschen erst mal nicht unbedingt etwas, was sie mit dem Lesen verbinden. Die Lesebrille der Großmutter ist schließlich noch in weiter Ferne.

Bist du Brillen- oder Kontaktlinsenträger? Dann sind diese Hilfsmittel für einen bestimmten Zweck gemacht. Wenn du kurzsichtig bist, dann logischerweise dafür, dass du die Ferne schauen kannst. Ich persönlich habe erst viele Male frustriert versucht, schnell zu lesen und mein peripheres Sichtfeld zu verwenden, bis ich die Brille beim Lesen zum ersten Mal abgesetzt habe.

Ich persönlich habe ungefähr vier Dioptrien. Damit habe ich mich nie als überdurchschnittlich sehbehindert wahrgenommen und deshalb den negativen Einfluss meiner „Sehhilfe“ auch nicht in Betracht gezogen. Es zeigt sich aber, dass es mir fast gänzlich unmöglich ist, den Blick über dem Text verschwimmen zu lassen, wenn ich mit Brille lese. Seit ich ohne Brille lese, muss ich zwar den Text maximal 30 cm von meinem Gesicht halten, aber meine Augen fliegen nur so über die Zeilen.

Ähnliches gilt für Kontaktlinsen. Wenn du Kontaktlinsenträger bist, dann kennst du das Problem trockener Augen beim Starren auf den Bildschirm. Auch dies verringert natürlich deine Lesegeschwindigkeit, strengt die Augen an, sorgt für häufiges Blinzeln und reißt deine Aufmerksamkeit jedes Mal wieder abrupt aus dem Text.

Überlege dir also, welche Sehhilfe fürs Lesen wirklich eine Hilfe ist und was dich eher behindert. Inzwischen bin ich sogar dankbar, dass ich meine Brille manchmal absetzen kann. Dadurch liegt der Fokus automatisch auf dem nahen Buch oder Smartphone-Display und alles, was um mich herum passiert, rückt in den Hintergrund.

Schneller lesen – Lesen auf dem Bildschirm

Jetzt, wo du verschiedene Lesemuster kennengelernt hast, solltest du auch die Besonderheiten der Lesemedien berücksichtigen. Du bist es gewohnt, Texte immer und überall zu lesen. Auf dem Tablet, dem Amazon Kindle, dem klassischen Taschenbuch, dem Display des Smartphones oder auf dem Bildschirm vom Laptop oder am heimischen PC. Klar, dass es hier Unterschiede gibt in der Lesegefälligkeit. Ein winziges Display mit kleiner Schrift kann deine Lesegeschwindigkeit deutlich verringern.

Wichtig sind auch die äußeren Umstände unter denen du auf diesen Geräten liest. Beim Lesen auf dem Smartphone zum Beispiel, kannst du schnell unterbrochen werden durch eingehende Nachrichten. Und wenn du an der Bushaltestelle liest, ist ein Teil deiner Aufmerksamkeit immer abgelenkt. Dein Alarmsystem fragt sich permanent: Kommt mein Bus gerade? Kommt mein Bus gerade? Kommt mein Bus gerade? Schließlich wäre es für den Glück wahrscheinlich wesentlich belastender, den Bus zu verpassen als es von Vorteil wäre, noch einen Tick schneller zu lesen.

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Schneller lesen – Die vier Lernphasen, um schneller zu lesen

Es kann sehr hilfreich sein, zu wissen, was auf dich zukommt, wenn du schneller lesen lernst. Deshalb solltest du vier verschiedene Lernphasen unterscheiden können.

Erste Phase: Euphorie

Die Euphoriephase ist allgemein klar gekennzeichnet durch deine Vorfreude. Du hoffst, dass jetzt alles anders wird und freust Dich auf die ersten Resultate. Meist ist diese Phase begleitet von ersten Erfolgen bei einfachen Texten.

Zweite Phase: Enttäuschung

Die zweite Phase ist mit Abstand die wichtigste aus meiner Sicht. Denn hier geben die meisten ihr Ziel vom schnellen Lesen wieder auf. Meist kommt das wie folgt: Nach den ersten Erfolgen wagst du dich an kompliziertere Texte heran. Unweigerlich stellst du fest: Ganz so einfach ist das doch nicht. Eine gewisse Enttäuschung lässt sich nicht verbergen.

Doch dir sei gesagt: Verwirrung und Enttäuschung sind in diesem Fall ein gutes Zeichen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass deine alten Glaubenssätze: „Ich bin ein langsamer Leser“ Sich langsam auflösen, aber eben noch nicht ganz aufgelöst und ersetzt sind.

Wenn Du Verhalten ändern willst, überlege Dir Rettungsstrategien für Rückschläge

Joseph Grenny und Kerry Patterson (Change Experts)

Entscheidend ist in dieser Phase vor allem eins: du musst lernen, mit Rückschlägen umzugehen.Wenn du Verhalten ändern möchtest, dann kann ich dir das grandiose Buch Influencer von Joseph Grenny und Kerry Patterson ans Herz legen. Die Autoren betonen die wichtige Rolle von Rettungsstrategien, wenn die Verhaltensänderung nicht sofort 100%ig gelingt.

Stelle dir einfach einen Menschen vor, der eine Diät hält und nach zwei Wochen fleißigen Durchhaltens einmal kurz schwach wird und sich selbst erst beim Vollstopfen erwischt, als der Burger schon verdrückt ist. Statt sich Schuldgefühle zu machen und nun wieder komplett in sein altes Verhaltensmuster zurückzufallen, braucht er eine Rettungsstrategie für seinen Erfolg.

Diese Strategie besteht in der Regel darin, einfach wieder da aufs Gleis zu springen, wo du zuletzt warst und den Zwischenfall nicht überzubewerten. Das ist völlig normal. Wenn Du nicht Gefahr läufst, zu scheitern, sind deine Ziele wahrscheinlich einfach zu langweilig. Du wirst wahrscheinlich nicht sofort und immer schneller lesen können. Und wenn du das jetzt schon weißt, kannst du dich darauf vorbereiten, dass du zwischendurch vielleicht die Lust verlieren wirst.

Indem du dir schon jetzt eine Strategie überlegst, wie du im Fall der Fälle damit umgehst, senkst du das Risiko eines Totalrückfalls. Beende für dich selbst den folgenden Satz: Wenn ich in mein altes Leseverhalten zurückfalle, dann mache ich…

Der richtige Umgang mit Enttäuschung

Wenn es dir geht wie mir, denn bist du recht flott darin, dir die Schuld für Deine Enttäuschung zu geben. In dieser Situation hilft dir das Modell vom inneren Team von Friedemann Schulz von Thun. Es besagt: du hast in dir drin eine Bühne, wie in einem Theater. Auf dieser Bühne spielen sich deine Gedanken als innerer Dialog ab. Einer der Schauspieler spielt dabei wahrscheinlich die Rolle des Bösewichts. Zu gerne möchte er einfach Recht haben und sagt Sätze wie: „Wusste ich doch immer, Du kannst das eben nicht“. Oftmals erkennen Klienten im Coaching in diesen inneren Teammitgliedern ihre Gegenspieler bei vergangenen Herausforderungen. Diese haben sich irgendwie einen Platz auf der inneren Bühne erhascht.

Es ist wichtig, dass du verstehst, dass dies nur ein Mitglied deines inneren Teams ist. Höre den anderen Teammitgliedern ebenfalls zu, die dich motivieren, nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen. Bedenke einfach das folgende Szenario: du beginnst gerade, schneller lesen zu lernen, hältst aber ein schlechtes Buch in der Hand. Wenn du jetzt in dein altes Lesemuster zurückfällst, so ist das nicht mal im Ansatz deine Schuld. Vielmehr ist der Autor offenbar kein guter Kommunikator. Schuld wärst du nur, wenn du künftig wieder zum selben Autor greifst.

Dritte Phase: Lernen

Die zweite Phase wirst du für lange Zeit nicht vollkommen hinter dir lassen. Zumal: Die Phasen laufen nicht vollständig sequenziell ab, sondern überschneiden sich. Allerdings wirst du einen klaren Unterschied feststellen, wenn du in der dritten Phase die Methoden und Techniken anwendest, die du hier und an anderen Orten zum Thema Schnelllesen findest.

Das schnelle Lesen ist in dieser Phase allerdings noch anstrengend und du musst dir deine Lieblings-Schnelllese-Techniken oft erst bewusst machen. Außerdem brauchst du wahrscheinlich noch etwas länger, um zu Beginn des Lesens wirklich in den Text einzutauchen. Dadurch verringert sich deine Lesegeschwindigkeit dein Textverständnis. Halt durch, du hast es bald geschafft. Das ist völlig normal.

Vierte Phase: Leistung

Zu guter Letzt setzt du deine neue Fähigkeit wie selbstverständlich im Alltag ein. Sogar unter Zeitdruck oder bei komplizierten Texten merkst du nun gar nicht mehr, wie du die Techniken verwendest, sondern liest so selbstverständlich schnell, wie du schnell sprichst. Jetzt kannst du deine Aufmerksamkeit auf völlig andere Ziele lenken. Für heute hast du dein Ziel erreicht.

Zusammenfassung und nächste Schritte

  • Suche dir Vorbilder, die schon schnell lesen können und schau dir die Techniken ab, die sie erfolgreich machen.
  • Stelle deine Motivation infrage. Warum willst du schneller lesen? Gibt es andere, vielleicht einfachere Wege zum Ziel? Finde drei dieser anderen Wege.
  • Mache dich mit den Begriffen Belohnungserwartung und Anspruchsniveau vertraut. Finde Beispiele, wie sie deine Lesegeschwindigkeit steigern können.
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    Google den Begriff Opportunitätskosten. Beseitige Ablenkungen und nutze technische Hilfsmittel, wie Audible oder Natural Reader.
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    Feile an deiner Schnelllese-Technik, wie ein Tennisspieler. Vorhand, Rückhand, Beinarbeit oder bei dir: Augenfixierung, Rückspringen, Lesemuster
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    Bist Du Brillen- oder Kontaktlinsenträger? Dann überlege dir, welche Sehhilfe fürs Lesen wirklich eine Hilfe ist und was dich eher behindert.
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    Passe dein Leseverhalten an günstige Gelegenheiten an. Fürs Lesen komplizierter Texte, ist das Warten an der Bushaltestelle keine günstige Gelegenheit.
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    Überlege dir jeden Abend, an welchen Merkmalen du persönlich erkennst, in welcher Leselernphase du bist und überlege dir Rettungsstrategien für Rückfälle.
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