Gender Pay Gap – Was die Zahlen bedeuten und was du wissen musst

Gender Pay Gap

Gender Pay Gap – Was die Zahlen bedeuten und was du wissen musst

Dass Frauen in Deutschland weniger verdienen als Männer, ist mittlerweile bekannt. Der Gender Pay Gap gibt an, wie groß dieser Unterschied ist. Dennoch gibt es viel Verwirrung im Zusammenhang mit diesen Zahlen und viele Menschen versuchen die Gründe für den Gehaltsunterschied zu finden. Wir zeigen dir, wie du den Gender Pay Gap richtig interpretierst und worauf du als Frau achten kannst, um besser zu verhandeln.

Was gibt der Gender Pay Gap an?

Der Gender Pay Gap gibt die Differenz an zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Frauen und dem von Männern. Dieser lässt sich einmal in Prozent und einmal in einer klaren Zahl, einem Geldwert angeben. Dieser Wert fällt in den letzten Jahren ein bisschen, die Differenz ist aber immer noch stark spürbar. Die Diskussion der letzten Jahre hat einen Anstoß gegeben, sodass viele Unternehmen sich Gedanken über ihre Firmenpolitik und die Gehaltssituation ihrer Angestellten machen.


Der Unterschied zwischen unbereinigtem und bereinigtem Gender Pay Gap

Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen lässt sich in zwei unterschiedlichen Werten angeben. Sie nennen sich unbereinigter und bereinigter Gender Pay Gap. Der unbereinigte Wert vergleicht lediglich den Durchschnitts-Bruttostundenlohn, ohne dabei zu berücksichtigen, dass Männer und Frauen oftmals in unterschiedlichen Berufen und Branchen arbeiten. Außerdem werden die unterschiedlichen Karrierestufen innerhalb der gleichen Branchen nicht mit eingerechnet.

Der unbereinigte Gender Pay Gap lag 2020 bei 18%. 2018 lag dieser Wert noch bei 20,1% und damit lag Deutschland europaweit auf dem 31. Platz des Gap-Rankings. Luxemburg auf Platz 1 hatte lediglich einen Gender Pay Gap von 1,4%. In ganzen Zahlen bedeutet das für 2020, dass Frauen in Deutschland einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 18,62€ hatten, Männer hingegen 22,78€. Frauen verdienten damit 4,16€ pro Stunde weniger als Männer.

Der bereinigte Wert vergleicht nur Frauen und Männer mit den gleichen Qualifikationen und in vergleichbaren Positionen. Hier müsste der Wert nun eigentlich bei 0% liegen, wenn Männer und Frauen identisch behandelt werden würden. Dennoch liegt der bereinigte Gender Pay Gap laut statistischem Bundesamt im Jahr 2020 bei 6%. Es geht also einerseits darum, allen Menschen die gleichen Chancen in allen Branchen zu ermöglichen und zum anderen darum, innerhalb der Branchen und Unternehmen die Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen zu minimieren und langfristig abzuschaffen.

Chancenungleichheit im Job und bei der Berufswahl

Wir stellen fest, dass es zwei grundlegende Probleme gibt, mit denen Frauen bei der Berufswahl und später im Arbeitsleben konfrontiert sind. Schon in der Schule lernen wir Klischees wie den Begriff „Frauen und Technik“ – als wäre es dem weiblichen Geschlecht schlichtweg nicht möglich, mit Technik richtig umzugehen. Solche Erlebnisse machen vielen jungen Mädchen und Frauen Angst.

Hinzu kommt, dass wir uns alle oftmals an unseren Eltern und Großeltern oder anderen Bezugspersonen in unserem Umfeld orientieren. Von allen Seiten wird uns als eingeredet, dass Männer handwerkliche oder technische Berufe besser beherrschen und Frauen in sprachlichen, kommunikativen Berufen besser aufgehoben sind. Wenn junge Frauen dieses Rollendenken also einfach unreflektiert übernehmen, dann wählen also scheinbar aus eigenem Interesse – eigentlich aber aus einer Angst – Berufe, die generell schlechter bezahlt werden.

Das zweite grundlegende Problem ist, dass in vielen entscheidenden Positionen immer noch Männer sitzen, die genau dieses Rollenverständnis haben. Deshalb bleiben vielen Frauen gewisse Türen einfach verschlossen, obwohl sie qualifiziert wären. Hier fällt auch eine Statistik auf, die angibt, dass mehr als 70% aller Führungspositionen in Deutschland an Männer vergeben sind. Hier kann man nur langfristig ansetzen und versuchen, die festgefahrenen Strukturen zu lockern, um Frauen mehr Chancen zu ermöglichen.

Gender Pay Gap


Der Gender Pay Gap ist abhängig von der Region und der Branche

Das statistische Bundesamt hat im Jahr 2020 die unterschiedlichen Bereiche der Wirtschaft untersucht und eine Liste erstellt mit den unterschiedlichen Differenzwerten des bereinigten Gender Pay Gaps. Wir haben die 5 Branchen mit den stärksten Unterschieden für dich zusammengefasst

  • Lebensmitteleinzelhandel: über 12%
  • Einzelhandel für Bau und Einrichtung: 10,4%
  • Versicherungsbranche: 10,1%
  • Rechtsberatung: 8,9%
  • Pflegekräfte in Krankenhäusern: 8,3% und bei Fachärztinnen sogar 9,3%

Dabei fällt einerseits auf, dass Frauen in allen wirtschaftlichen Bereichen weniger Geld verdienen, selbst in denen, wo sie stärker vertreten sind, wie in der Pflege. Zum anderen wird deutlich, dass in Branchen, die klassisch als „Männerberufe“ angesehen werden, der Gender Pay Gap besonders hoch ist.


Der Unterschied zwischen Ost und West

Ein weiterer starker Unterschied lässt sich zwischen Ost- und Westdeutschland erkennen. In Ostdeutschland liegt der unbereinigte Gender Pay Gap seit 2018 bei 7%. Das ist auf den ersten Blick sehr viel besser als beim Blick nach Westdeutschland. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der durchschnittliche Verdienst im Osten prinzipiell deutlich niedriger ist als im Westen – und das sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Im Osten liegt der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Frauen bei 3000-3500€ während er im Westen bei 3500-4000€ und in Spitzenregionen wie Hamburg und Süddeutschland sogar bei über 4000€ liegt.

Wie du als Frau mit der Ungleichbehandlung umgehen kannst

starke Geschäftsfrau


Besonders in Gehaltsverhandlungen hast du es als Frau oft schwerer als Männer. Deshalb haben wir hier drei Tipps für dich, damit du dich besser auf die Verhandlung vorbereiten kannst.

1. Sprich mit deinen männlichen Kollegen

Das Entgeldtransparenzgesetz vom 06.01.2018 bestätigt, dass du das Gehalt deiner Kollegen und Kolleginnen erfahren darfst. Natürlich hast du nicht das Recht, explizit nach dem Gehalt von Frau Müller oder Herrn Meier zu fragen. Aber deine Führungskraft muss dir zumindest einen Mittelwert nennen, an dem du dich orientieren kannst. Außerdem kann es hilfreich sein, dir einen männlichen Kollegen in einer vergleichbaren Position zu suchen und ihn persönlich zu fragen. Dann weißt du, was du verlangen kannst und hast eine sachliche Grundlage, auf der du diskutieren kannst.

2. Verhandle nicht nur eine Summe

Dein Gehalt ist oft nicht das Einzige, was du verhandeln kannst. Stattdessen kann deine Führungskraft dir andere Zugeständnisse machen, wie ein Firmenauto oder eine Home-Office Regelung. Sprich an, welche Punkte für dich Relevanz haben und zeige, dass du kompromissbereit bist, aber dich nicht abspeisen lässt.

3. Selbstvertrauen ist das A&O

Viele Frauen sind genetisch häufig weniger konfliktbereit als Männer. Das liegt am Testosteron. Viele Frauen haben in ihrer Persönlichkeit einen sehr hohen Wert an Verträglichkeit. Das bedeutet nicht, dass sie nicht durchsetzungsstark sind, sondern, dass ihnen das Gesamtwohl oft wichtiger ist als die eigene Meinung. Deshalb solltest du öfter hinterfragen, wessen Meinung du gerade vertrittst und, ob du möglicherweise aus der Angst vor einem Konflikt einfach die Meinung anderer übernommen hast. Mach dir klar, was du wert bist und stehe dafür ein.

Darüber hinaus haben wir einen Artikel mit weiteren Tipps, wie du dich im Unternehmen durchsetzen kannst und wie du es schaffen kannst, bei der Vergabe von Führungspositionen nicht mehr übersehen zu werden. Schau hier vorbei und lass dich nicht länger klein reden.